Freitag, 15. Mai 2015

WDR4-Walking Krefelder Rennbahn 10.05.2015

Wie sagte schon Marcel Reich-Ranicki: "Es ist an sich kein schlechtes Buch" (in meinem Fall: keine schlechte Veranstaltung). Dachte ich zumindest nach den vielen positiven Berichten über den WDR4 Walking Day vom vergangenen Jahr. Damals veranstaltete der Sender ihn auf der Zülpicher Gartenschau, dieses Jahr auf der Rennbahn in Krefeld, als gar nicht so weit weg von Erkelenz. Außerdem schien der Wettkampf ein echtes Schnäppchen zu sein (10€ Gebühr incl. Bahnticket). Kosten: check.
Entfernung: check.
Termin: check.
Passte also alles, also meldete ich mich für meine Generalprobe über 21k an.

Als erstes machte mir die GDL mit ihrem Streik einen Strich durch die Rechnung. So hieß es also, Bahnticket im Umschlag lassen und mit dem Auto anreisen. Dagegen zeigte sich der Wettergott sehr kooperativ: es war sonnig und sollte ca. 20 Grad werden.
Die Anreise war dank Navi sehr einfach und ich war wie immer zeitig vor Ort. Die Parkplätze waren gut ausgeschildert und die zahlreichen Order wiesen gerne den Weg. Die Startnummernausgabe  war problemlos und ich hatte jede Menge Zeit, mir die dazugehörige "Walking-Messe" anzusehen. Davon hatte ich mir aber allerdings mehr versprochen, denn sie war sehr übersichtlich. In knapp 15 Minuten hatte ich alles gesehen und mit Walking oder Nordic-Walking hatte diese "Messe" wirklich nicht besonders viel zu tun.
Also ging ich einen Kaffee trinken. Anders, als bei anderen Wettkämpfen, die von Vereinen organisiert werden, war dieser leider kein Schnäppchen. 2€ für eine kleine Tasse Kaffee - andere Veranstaltungen haben da doch wesentlich "zivilere Preise". Aber wenigstens schaffte ich es am Glücksrad von WDR4 einen Tiegel Body-Butter zu erdrehen.
Nach und nach kamen auch die Walkingkollegen an, mit denen ich mich verabredet hatte. Fast die gesamt Truppe war anwesend - leider auch meine persönlichen "Freunde", die Walking-Läufer. Wir unterhielten uns angeregt über dies und das und jenes und um ca 11 Uhr war es dann an der Zeit sich warm zu machen, schließlich sollte um 12 Uhr für die 21k der Startschuss fallen.
Kurz vor 12 Uhr gingen wir also zur Startaufstellung. Der Start sollte in 3 Wellen stattfinden, erst die 21k, dann 14k und zum Schluss die 7k. Leider war das wohl nicht zu allen durchgedrungen (stand ja nur in allen Infos) also fanden sich bei den 21k Startern auch ein paar ver(w)irrte 14k Starter, die wir dann darauf aufmerksam machten.
Der Start war nicht gerade pünktlich, weil das Bühnenprogramm des WDR4 jetzt schon überzogen hatte und das "Aufwärmprogramm" für die Walker noch nicht abgeschlossen war. Um 12.10 Uhr kam dann der Startschuss für die 21k. Leider hatten sich vor mir ein paar Spaziergänger eingeordnet und ich hatte Probleme Tempo aufzunehmen. Als ich sie dann nach 50 Metern unter leichtem Fluchen hinter mir gelassen hatte konnte ich dann endlich durchstarten.
Das Anfangstempo war recht schnell um die  6,5 min/km. Die Strecke war schön und die Straßen wurden alle durch Ordner kurzfristig abgesperrt wenn Walker kamen. Leider setzten sich die beiden alt bekannten Walker-Läufer etwas ab. Aber ich ließ sie ziehen. 21k sind doch recht weit, da heißt es mit den Kräften haushalten! Die Strecke ging durch Wohngebiete, über das Gelände von Bayer 05 Uerdingen und durch den Stadtwald. Stutzig wurde ich als im Stadtwald auf einmal der Abschluss-Fahrrad-Fahrer vor mir auftauchte und Markierungsschilder aufhing. Entweder waren Schilder gestohlen worden oder nicht richtig aufgehängt.
Ich hatte allerdings das Glück, dass ich einen guten Walker vor mir hatte, dem ich folgen konnte, und auch ich konnte mir dank meiner Erfahrung die Strecke erschließen, allerdings vermute ich, dass das nicht bei jedem so war, denn zumindest einen 7k-Walker hatte ich plötzlich neben mir und der hatte sich total verlaufen.
Weiter ging es durch die Stadt und der 1. Getränkestand kam. Der war mir bei inzwischen 20°C sehr willkommen. Danach führte die Strecke noch ein Stück durch den Wald um die Rennbahn herum und da war dann auch schon mehr als die Hälfte (ca 12km) geschafft und der 2. Getränkestand wartete auf uns. An diesem Stand war mir die süße Brause schon willkommener, anders als am ersten Stand, wusste ich auch, was mich erwartete und ich griff zum richtigen Becher.
Die Strecke für die 21k Walker bestand im Großen und Ganzen aus den beiden anderen Walks, dem 14er und dem 7er. An der Stelle, wo die 21er allerdings die Wege verließen, die die 14 auch walkten, hatte der Veranstalter wohl vergessen, die Ordner richtig einzuweisen. An den Starßenquerungen waren auf einmal keine Ordner mehr und so musste ich erst mal einige Wagen passieren lassen bevor ich queren konnte. Schwung verloren. Aus dem Tritt gekommen. Sehr ärgerlich.
Es ging weiter durch Feld und Wald, an einer Gartenhaus-Siedlung vorbei und wieder durch den Wald zur 3. Getränkestation. Dort waren dann auch die letzten 14k und 21k Walker unterwegs, die ich dann gewissermaßen überrundete.
Weiter ging es zum Zieleinlauf auf der Rennbahn. Davor war die Ausschilderung auch wieder nicht eindeutig für die Walker auf der 2. Runde. Bestimmt sind einige 21k Walker weiter geradeaus gegangen. Ich folgte aber meiner Intuition und der Logik und war mit einer Zeit von 2:21:44 h im Ziel. Damit war ich Fünfter gesamt und 4. bei den Herren. Abzüglich der beiden Walker-Läufer wäre ich reell 2. bei den Herren und 3. gesamt. Mit dem Ergebnis bin ich vollkommen zurfrieden. Neue persönliche Bestzeit auf die 21k. 22 Minuten schneller als letztes Jahr. Leider hat die Strecke absolut gar nichts mit der DM-Strecke von Roding gemein, so dass man die Zeiten nur bedingt miteinander vergleichen kann. Wo es in Roding einige Höhenmeter zu bewältigen gilt, sind in Krefeld die höchsten Erhebungen auf der Strecke die Bordsteinkanten und Kanaldeckel.

Als dann nach und nach alle "üblichen Verdächtigen" im Ziel waren, unterhielten wir uns noch eine Weile, ich gönnte mir einen Snack und dann machte ich mich auf den Heimweg.

Allerdings fällt mein Fazit zu dieser Veranstaltung nur in Bezug auf meine Leistung positiv aus. Denn insgesamt war es wohl die am schlechtesten organisierte Veranstaltung, bei der ich in den vergangenen beiden Jahren war!! Was in der Ausschreibung aussah wie ein Schnäppchen entpuppte sich nachher als Mogelpackung. Dass die Streckenmarkierungen geklaut/gedreht werden ist natürlich ärgerlich. Aber damit muss man als Veranstalter rechnen und die Strecke zeitnah noch einmal abfahren (lassen) und die Markierungen neu anbringen oder ausrichten. Das wurde (für mich auf jeden Fall) zu spät oder gar nicht gemacht, daher war die Beschilderung nicht eindeutig und für unerfahrene Teilnehmer zum Teil verwirrend.
Viele Ordner waren auf der zweiten Runde nicht mehr an ihrem Platz und die Straßen waren zum Teil nicht abgesperrt. Es ist für die Teilnehmer eine Zumutung, mitten im Schwung stehen bleiben zu müssen, damit Autos durchfahren können, bevor die Straße überquert werden kann. Ein Unding finde ich (und alle anderen, mit denen ich nach dem Zieleinlauf noch gesprochen habe) , dass es vor Ort weder Umkleiden noch Duschen gab. Wäre ich tatsächlich mit Bus und Bahn angereist - ich hätte mich dann auf der freien Wiese umziehen müssen.
Die Walking-"Messe" hatte ihren Namen nicht verdient, das war eine reine Selbstdarstellung der Sponsoren und Veranstalter. Außerdem fand ich die Verpflegung an den Verkaufsständen zu teuer, eine kleine Tasse Kaffee für 2 €, Pommes 3 € und Wurst 3,50 €. Eine Kugel Eis, die ich auch im Supermarkt von mind. gleicher Qualität bekomme, 1 €. Das sind Kirmes-Preise, aber nichts, was ich auf einer Veranstaltung dieser Art erwartet habe.
Positiv für die Besucher, die Michael Holm und Co. mögen und auf "Umsonst und Draußen" stehen: das Bühnenprogramm von  WDR4.
Aber ich habe dazu gelernt. Ich bleibe lieber künftig bei den kleineren Läufen vor Ort, organisiert von Vereinen, wo die Leute wissen was sie machen, weil sie selbst Sportler sind. Insgesamt waren knapp über 500 Walker am Start und von allen, mit denen ich gesprochen habe, fand keiner ein lobendes Wort über die Veranstaltung und die Organisation.
Mein Rat an WDR4 wäre: lieber vernünftige, lauferfahrene Organisatoren beauftragen, damit so ein Chaos nicht mehr passiert. Dann sind auch die Teilnehmer glücklich und zufrieden und nehmen beim nächsten Mal auch wieder gerne Teil. Ich (und einige der Walkingkollegen, mit denen ich gesprochen habe) nämlich unter diesen Umständen auf keinen Fall.