Donnerstag, 27. Dezember 2018

Eigentlich ohne Worte

Hach, da will man gegen Ende des Jahres ein paar gute Manieren an den Tag legen und allen Leuten, mit denen man im Lauf des Jahres zu tun hatte, frohes Fest, schöne Feiertage und alles Gute fürs neue Jahr wünschen. So weit so naiv.

Die einen antworten gar nicht. Die anderen antworten per SMS und manche schreiben tatsächlich zurück. Und dann gibt es noch diese, die einem so antworten, wie man es nicht erwartet hat. Die einen tatsächlich noch mehr enttäuschen, als man es sich je hatte vorstellen können. Wenn die betreffende Person es liest, wird sie sich wohl erkennen.

Das sind Menschen, die sich selbst als sensibel bezeichnen und sich ein Gutmenschentum auf die Fahnen geschrieben haben, das scheinheilig und verlogen ist. Das sind Menschen, für die ich Hunderte Stunden gestickt habe (ja, das war meine Idee und meine Entscheidung) dann aber nicht von ihnen erwarten konnte, dass sie sich meinen Geburtstag aufschreiben. Die es zu stressig finden, sich für mich ein Weihnachtsgeschenk auszudenken, mir als Anorektiker aber zu Ostern Schokolade schicken.
Wir feiern kein Weihnachten, ich hatte kein Geschenk erwartet. Aber mir praktisch direkt zu sagen, dass ich es nicht wert sei, dass man sich meinetwegen Stress durch Nachdenken macht, zeugt nicht von Kinderstube.

Selbst hypersensibel zu sein und auf Stress mit allen möglichen Symptomen zu reagieren ist legitim. Dass ich auf die aus der Fassung gebrochene Balkontür, die wochenlang nur mit sehr viel Fingerspitzengefühl zu betätigen war, gestresst reagierte, war übertrieben. Das Ding war undicht! Es war laut und kalt hier! Die Heizung war drei Tage lang kaputt. Es war noch kälter hier!
Dass ich darauf tatsächlich mit Schilddrüsenproblemen reagiert habe (bin in eine Unterfunktion gerutscht samt Wortfindungsstörungen, Konzentrationsstörungen, ADS-Symptomen usw) - übertrieben. Dass ich nicht in der Lage war, Mails zu schreiben und mit meiner Matschbirne keine Mails lesen wollte, in denen immer wieder davon die Rede war, welche Jeans/Shirts/Cardigans/Mäntel gekauft/bestellt/zurückgeschickt/umgetauscht wurden ist von mir ja auch echt nicht nett. Habe ich doch tatsächlich mal mein Wohl vor das der anderen gestellt. Shame on me.

Tut mir leid, wenn ich auch mal etwas Rücksicht einfordere oder wenigstens Verständnis dafür, wenn ich mich mal zurückziehe. Ich brauchte eine Auszeit. Wenn das einem Kontaktabbruch gleichkam – so be it. Nur irgendwie hatte ich von jemandem, der mit Kreislaufproblemen und anderen körperlichen Beschwerden auf Stress reagiert, mehr erwartet. Vor allem nicht, dass mein Stress bagatellisiert wird. Denn auch mein Leben besteht nicht aus Einhörnern, die Regenbogen mit Marshmallow-Duft pupsen. Get a grip!

Mein 2018

Da geht es hin, das Jahr 2018 und mit ihm kam und ging so einiges auch in meinem Leben.
Es kam eine Diagnose und damit eine Therapie (die aber noch in der "Erprobungsphase" ist), mit der Therapie kam das Laufen zurück und damit ein großer Teil meiner Lebensqualität. Ich war diese Jahr seit Mai ca 50 Stunden laufenderweise unterwegs, die längste Strecke waren 24km, im Durchschnitt waren es pro Einheit 13km. Dabei konnte ich auch mein Tempo wieder sehr gut steigern, auch wenn ich (wie immer) nicht ganz zufrieden bin. Und das sind nur die Daten, die meine TomTom Sportuhr gespeichert hat, beim Wandern hatte ich sie oft gar nicht dabei.
Gewandert sind wir auch einige Male. Vor allem rund um Roermond, Wasserbüffel und massig Rindviecher inklusive.
Also insgesamt kann man sagen, es war ein ganz bewegtes Jahr.

Persönlich war es eher durchwachsen. Freundschaften kamen und gingen, for whatever reason. Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich aufgehört habe, Leuten hinterher zu laufen? Denn tatsächlich hat auch meine Geduld ihre Grenzen und in diesem Jahr habe ich angefangen, eben diese auch zu verteidigen.
Die Leute, denen meine Art nicht passt, können auch gerne fern bleiben. Denn sie passen eh nicht in mein Leben. Schade, aber ja, so be it.

Ich weiß gar nicht, wie oft ich in diesem Jahr "so be it" oder auch "was weiß ich denn?" gesagt habe. Ich finde, ich bin in manchen Dingen gelassener geworden. In machen leider noch nicht, aber ich arbeite daran. So muss man manchmal die Leute einfach die Suppe auslöffeln lassen, die sie sich und ihrem Umfeld eingebrockt haben. Ich kann die Welt nicht retten, nicht mein direktes Umfeld und nicht meine Familie.

Ich habe keine Geduld mehr mit Menschen, die über Dinge jammern, die sie hätten vermeiden oder ändern können. Egal, ob es beim Nordic Walking um die richtige Stocklänge oder die richtige Technik geht oder die Arztwahl bei bestimmten Krankheiten/Symptomen oder die inflationäre Verwendung von Schmerzmitteln und Antibiotika - Leute, macht einfach! Wenn ihr der Meinung seid, eure Ärzte wissen schon, was sie tun, dann ist das wohl so. Sorry. Aber brockt euch gerne eine Suppe ein, löffelt sie aus oder auch nicht - so be it.

Und so lassen wir auch dieses Jahr ausklingen wie die vergangenen. Ruhig, gezellig und entspannt. In der Hoffnung, dass das kommende ebenso wird: entspannt.

Merry X-Mas and a Happy New Year!