Sonntag, 26. Juli 2020

Trods - Den Syvende Søn

Bei manchen Bands ist gut, wenn sie keiner kennt. Bei anderen ist es schade. Und so freue ich mich immer, wenn ich eine entdecke, die hier eher ein Geheimtipp ist.

Im siebten Jahr hat der siebte Sohn also ein neues Album veröffentlicht. Klingt gut, stimmt aber nicht ganz, denn „Trods“ ist zwar das neue Werk von Den Syvende Søn, die Band, bestehend aus Michel Belli (Gitarre und Gesang), Adam Winberg (Schlagzeug), Tobias Winberg (Bass), Mads Jensen (Keyboard) und Mikkel Grue (Gitarre), gibt es aber schon seit 2012. Erschienen ist „Trods“ trotz Corona im März, es sind zehn Stücke drauf, insgesamt nicht ganz eine Dreiviertelstunde Laufzeit. Und, ach, stimmt: das Album ist natürlich auf Dänisch.

Eigentlich sollte die CD (gibt es tatsächlich auch auf Vinyl!) bei einem Auftritt öffentlich vorgestellt werden. Und dann kam alles anders. Nicht, weil die Band Probleme im verflixten siebten Jahr hatte, nein, Corona machte ihr einen Strich durch die Rechnung. So spielte Michel Belli von seinem Balkon und bei einem Kellerkonzert zusammen mit Mikkel Grue, sehen konnte man das alles über Facebook (und unter seinem Balkon).

Die Texte sind nachdenklich, die Musik eingängig und leicht psychedelisch, eine Mischung aus Rock, Folk und Hippie-Pop. Sänger Michel Belli klingt für mich ein bisschen wie die dänische Version von James Blunt – leicht jammerig, melodramatisch und pathetisch. Aber irgendwie auch schön. Und irgendwie passt das Album auch sehr gut in die momentan sehr seltsame Zeit. Mit „Trods“, „Håb og mere lys“ (Hoffnung und mehr Licht), und mein persönlicher Favorit „Hvad der var engang” (Was einmal war) hat die Band eingängige Lieder abgeliefert. Alle an sich sehr ähnlich, („Men det er meget den samme sang, som Den Syvende Søn byder på”, wird in Gaffa kritisiert), aber alle doch unterschiedlich. Wenn ich mich durch das Album höre, muss ich manchmal an die Weinproben-Szene von Loriot denken, als Evelyn Hamann sagte: "Der schmeckt wie der erste" und der Weinvertreter antwortet: "Nein, wie der zweite!" - die Lieder sind ähnlich, aber nicht gleich.

Ich finde das Album auf jeden Fall hörenswert, selbst wenn man kein Dänisch versteht. Wer mal reinhören möchte, findet Den Syvende Søn bei den gängigen Portalen und bei Facebook, dort findet er auch Teile der anderen beiden Alben. Von mir 4 von 5 Punkten.