Mittwoch, 13. März 2019

Ein Jahr Hashi - Ein Zwischenfazit

Mensch, wenn das Männchen nicht durch die Gegend stöckelt, verkommt das hier zur One-Man-Show. Oh well, so be it.

In diesen Tagen jährt sich bei mir meine Hashimoto-Diagnose und der Tag, ab dem es mir nach und nach tatsächlich wieder besser ging. Ernsthaft: am 12. März 2018 hatte ich meinen Termin beim Endokrinologen, einen Termin, den mein damaliger Hausarzt für völlig unnötig fand, denn da sei ja nix. Einziger point of grace: er hat mich anstandslos überwiesen und hat mir da wenigstens keine Steine in den Weg gelegt.

Der Ultraschall ergab: nicht mehr viel Schilddrüse übrig.

Das Szintigramm ergab: nicht sonderlich toll.

Mein Endo sagte: Hashi, sieht ziemlich scheiße aus (O-Ton).

Mein Hausarzt erklärte mir: Naja, nicht so schlimm, latente Unterfunktion (das Musical).

Well. Mein Endokrinologe wartete die Blutuntersuchung gar nicht erst ab, für ihn war (zum Glück) auch schon so klar, dass ich Thyroxin brauchen würde und er verschrieb es mir direkt. Fing mit 50µ an, nach 6 Tagen auf 100 gesteigert (inzwischen bin ich bei 200µ, so viel zu „latent“ oder, was ich noch lieber mag: „subklinisch“).

Aber obwohl Thyroxin eine relativ lange Zeit braucht, um sich im Organismus zu manifestieren, bemerkte ich eine Verbesserung NACH DER ERSTEN EINNAHME! Vier Wochen nach Beginn der Therapie fing ich wieder an zu laufen. Ja, die Wirkung ließ mit der Zeit nach. Dann war klar: die Dosierung ist noch nicht optimal. Ich steigerte die Dosis, selber Effekt. Seit Januar bin ich bei 200 Microgramm und wenn der Effekt so bleibt – fein! Ich trainiere wieder wie früher, meine Laune ist wieder auf einem normalen Level (heißt: keine unerklärlichen Tiefs mehr, die lähmenden Depressionen, Müdigkeit und auch der Selbsthass sind so gut wie weg). Ich bin zum Teil sehr kreativ, leistungsfähiger, lustig, ich bin letztes Jahr in knapp 50 Stunden 330km gelaufen, Wanderungen sind dabei nicht berücksichtigt. Auch Neben-Baustellen (von denen ich nicht weiß, ob sie mit der Schilddrüse zusammenhängen), haben sich gebessert. Konnte ich zeitweise meine Arme nicht über die Waagerechte heben (Garagentor aufmachen: Hölle; T-Shirt oder Jacke an- oder ausziehen: zum Teil extrem schmerzhaft), kann ich jetzt wieder Krafttraining machen wie früher (Liegestütze, Planks usw.). Beim Radfahren hab ich meine Leistung um 10% gesteigert und beim Laufen um satte 15%.

Mein zutiefst empfundener Dank gilt dem MSC Vaals und vor allem natürlich Dr. Wicke.

Freitag, 8. März 2019

Mein großes Vorbild

Jeder Mensch braucht Vorbilder. In rhetorischer Hinsicht ist das für mich ganz eindeutig Mr. "Order Order" John Bercow, der Mr. Speaker des House of Commons, dem englischen Unterhaus. Ich habe unendlich viel gelernt, indem ich stundenlang Debatten auf parliament.tv geschaut habe. Neue Vokabeln, Redewendungen und vor allem seine Sprechweise. Hätte ich das im Studium schon so gekonnt, ich wäre unschlagbar gut gewesen.
Naja. Als Geburtstagsgeschenk ließ mir Mr Bercow ein Autogramm zukommen, worüber ich mich unglaublich gefreut habe.
Und so sieht's aus.


Dienstag, 5. März 2019

Licht und Schatten bei häuslicher Pflege


Ambulante Pflegedienste sind ein Segen für die meisten Betroffenen. Vielen pflegebedürftigen Menschen bleibt damit die Unterbringung in einem Heim (zumindest eine Zeitlang) erspart. Man kann in der gewohnten Umgebung bleiben, und, was für viele auch wichtig ist: man bleibt unter sich, ist nicht der Situation ausgeliefert, sich womöglich mit einer fremden Person ein Zimmer teilen zu müssen. Denn, eines ist klar: Pflege ist extrem teuer. Sowohl im Heim, als auch zu Hause.

Aber Pflegedienste sind auch ein Risiko für die Betroffenen und dabei rede ich nicht von fachlichen Fehlern in der Pflege an sich. Man öffnet seine Wohnung/sein Haus für fremde Menschen. Liefert sich ihnen auf Gedeih und Verderb aus und, vor allem, wenn man bettlägerig ist, hat man keine Kontrolle darüber, was die Person sonst noch so in den eigenen vier Wänden macht.

Es ist sicher selten, aber man liest es im Internet immer wieder, dass Mitarbeiter von Pflegediensten sich zu Diebstählen hinreißen lassen. Und manche ihrer Klienten machen es ihnen auch mehr als leicht. Da liegen Schmuckschatullen, Geldkassetten oder auch mal ein Goldbesteck leicht zugänglich in Schubladen oder Schrankfächern. Und da die Touren der Pflegedienste oft sehr stark variieren, kann hinterher nicht mehr nachvollzogen werden, wer wann wo im Einsatz war. Vor allem, wenn der Verlust von Wertgegenständen von Angehörigen erst Tage oder gar Wochen später, manchmal sogar nur durch Zufall bemerkt wird, ist das Finden des Diebes trotz sauber geführter Einsatzpläne nicht mehr möglich.

Und üblicherweise ist der Verlust auch nicht durch eine Versicherung abgedeckt, vor allem nicht, wenn es sich um größere Geldbeträge handelt. Dann ist es nämlich grob fahrlässig oder, in manchen Fällen, schlicht dumm.

Dumm ist auch, dem Pflegedienst nicht den Wohnungsschlüssel zu treuen Händen zu übergeben, damit dieser im Büro aufbewahrt und vom jeweiligen zuständigen Angestellten zum Hausbesuch mitgenommen werden kann. Richtig dumm ist es, den Wohnungsschlüssel stattdessen von außem im Türschloss stecken zu lassen und damit praktisch dem ganzen Haus Zugang zur Wohnung zu ermöglichen. Wie schnell schleicht sich jemand unbemerkt durch den Flur einer Wohnung? Und selbst, wenn er bemerkt werden sollte – in dieser Wohnung lebt eine bettlägerige Person. Was soll die einem unerwünschten Besucher entgegensetzen? Nichts!

Darüber mag man als Angehöriger gar nicht nachdenken. Im Vergleich dazu, was passieren hätte KÖNNEN, ist man dann im Nachhinein froh und dankbar, dass nur das Ersparte weg ist und keine Person zu Schaden kam.

Mein Rat auf jeden Fall an alle, die häuslicher Pflege bedürfen und deren nahe Angehörige, die in der Wohnung ein und ausgehen:


  • Bringen Sie Wertgegenstände und größere Bargeldbeträge in Sicherheit. Bankschließfächer oder ein versteckter Safe sind da eine gute Lösung. Oder wenigstens abschließbare Schubladen. Bitte: nicht falsch verstehen! Ich erhebe hier keinen Generalverdacht gegen Pflegedienste. Die überwiegende Mehrheit ist sicherlich integer und vertrauenswürdig. Aber es gibt schwarze Schafe, wie in jedem Berufszweig und Gelegenheit macht nunmal Diebe. Und man muss ja keinen in Versuchung führen, indem man eine gut gefüllte Geldkassette in der Schrankwand in Gelsenkirchener Barock aufbewahrt.
  • Falls Sie Ihre Wertgegenstände nicht außer Haus geben möchten, bitten Sie auf jeden Fall in regelmäßigen Abständen Angehörige nach dem Rechten zu sehen. Und bitte: bewahren Sie ihre Wertgegenstände um Himmels Willen versteckt auf und nicht direkt für jeden sichtbar und in Räumen, in denen Pflegekräfte, Ärzte, Mitarbeiter von Sanitätshäusern usw. unkontrolliert ein- und ausgehen können.
  • Geben Sie dem Pflegedienst einen eigenen Schlüssel zu treuen Händen und lassen Sie auf keinen Fall einen Schlüssel in ihrer Wohnungstür stecken! Vor allem nicht, wenn Sie oder Ihr pflegebedürftiger Angehöriger das Bett nicht mehr verlassen kann. Safety first!
  • Und bitten Sie die Mitarbeiter des Pflegedienstes, sich unbedingt vor Betreten der Wohnung bemerkbar zu machen, auch wenn er einen eigenen Schlüssel hat! Es kann nicht angehen, dass die zu pflegende Person aus dem Schlaf hochschreckt, weil ein Angestellter des Pflegedienstes neben ihrem Bett steht! In diesem Fall ist mE sogar der Tatbestand des Hausfriedensbruches zu prüfen, auf jeden Fall gebührt es eigentlich der Anstand, dass auch Miterbeiter des Pflegedienstes nicht einfach still und heimlich und unbemerkt fremde Wohnungen betreten.

Wenn man diese grundsätzlichen Vorsichtsmaßnahmen umsetzt, ist man zwar nicht 100 Prozent sicher, aber schon mal etwas auf der sichereren Seite. Natürlich ist die Beziehung zwischen Pfleger und zu pflegender Person eine Frage des Vertrauens. Ebenso wie der Pflegedienst seinen Angestellten vertrauen muss. Aber es gibt halt immer wieder mal schwarze Schafe. Man könnte auf die Kulanz des Pflegedienstes hoffen, dass er, um Schaden an seinem Ruf zu vermeiden, einen Teil des entstandenen Schadens ersetzt. Aber wenn man es dem Dieb durch eigene Dummheit zu leicht macht, ist damit nicht zu rechnen. Da schadet man eher seinem eigenen Ruf, wenn das publik wird. Und wenn es im Umkreis nur diesen einen Pflegedienst gibt, ist auch nicht zu erwarten, dass eine Schädigung seines Rufes einen Umsatzeinbruch zu Folge hat. Höchstens das Misstrauen gegenüber den Pflegekräften würde wohl geschürt. Für ein paar Wochen. Und dann rennt die nächste Sau durchs Dorf und es ist vergessen. Vermutlich zumindest bei den meisten.

Wie mein Tourismus-Dozent Richard Voase sagte: Bei Negativem haben die Menschen ein sehr schlechtes Gedächtnis. Vor allem, wenn sie nicht unmittelbar betroffen sind!

Montag, 4. März 2019

Info Selbstverletzendes Verhalten (SVV)



Hach, da fühle ich mich doch mal wieder wie ein Journalist. Und meine große Vorliebe galt ja schon immer dem, was im Studium „service feature“ hieß. Auf deutsch so was wie „Ratgeber“. 

Und das möchte ich hier heute mal machen. Rat geben. 

Zu einem Thema, das im Moment für mich leider wieder aktuell geworden ist. Durch den Stress, den ich mir mit Walters Krankheit gemacht habe und durch das Verhalten seines Gastro-Enterologen (herzlichen Dank dafür an dieser Stelle nochmal!), hatte ich einen Ritz-Rückfall. Nach über 10 Jahren fast kompletter Abstinenz brauchte ich dringend was, das mich entspannt hat. Und das war halt der Griff zum Cutter-Messer (und danach zum Heftpflaster). Aber: wäre es nicht auch anders gegangen? Hätte ich mich nicht anders erden und entspannen können? 

Die richtige Antwort in diesem speziellen Fall ist: nein. Leider nicht. 

Aber sonst gibt es etwas, das einem über die Ritz-Druck-Phasen hinweg helfen KANN. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Garantien gibt es keine, oft muss man mehrere dieser sogenannten Skills anwenden und es klappt. Oder halt auch nicht. Aber es ist immer einen Versuch wert. Wie bei so vielen Krankheiten und Störungen gilt auch beim SVV: kennst du einen, der es macht, kennst du genau EINEN. Es gibt nichts Alllgemeingültiges, kein Allheilmittel. Jeder ist individuell, ebenso sind die Mittel, die helfen KÖNNEN, individuell. Hier mal eine Übersicht über Skills, die ich schon ausprobiert habe, und die, die mir manchmal/oft/meistens helfen. 


Für diejenigen unter den Lesern dieses Blogs hier eine Warnung: Ich verwende KEINE Triggersternchen! Meine Erfahrung mit Triggersternchen ist, dass ich dann immer noch mehr drüber nachdenke, was sie denn ersetzen und dann triggert mich manches umso mehr. Also verzichte ich auf die Sternchen komplett – und wer befürchtet, getriggert zu werden, verzichtet bitte einfach komplett aufs Lesen dieses Textes. 


Hier aber mal eine Liste meiner bewährten Skills: 
  • Ganz vorne mit dabei und das, was fast immer hilft (wenn nicht komplett, dann zumindest aufschiebend für eine gewisse Zeit): Sport. Am besten etwas, bei dem man sich auspowert. Spinning, Sprint-Training, (Schatten-) Boxen oder Krafttraining (mit Geräten oder mit dem eigenen Körpergewicht) helfen mir sehr oft über die Phasen großen Drucks hinweg. Nach der zehnten Liegestütze oder dem 200. Squat überlege ich mir oft nochmal, ob das Brennen in den Muskeln nicht ausreicht, um meine Sehnsucht nach Schmerzen zu befriedigen. Der liebevoll „quäl dich du Sau“ – Satz genannte letzte Satz Übungen reicht oft aus, um erschöpft, nassgeschwitzt und zufrieden wieder zum Tagwerk zurückzukehren.
  • Schreiben. Über das, was einem den Druck in dem Moment beschert. Über was Schönes. Oder man beschreibt Gewaltphantasien und erlebt dadurch Erleichterung, indem man sich praktisch virtuell verletzt. Oder man macht sich in den Texten zum Helden, schafft sich dadurch die nötige Kraft, dem SVV zu widerstehen. 
  • Denken. Das klingt jetzt echt Banane. Aber: Nachdenken ist für mich die beste Form der Ablenkung. Nicht über das Leben, den Sinn und den Weg. Mehr so was wie Kreuzworträtsel, Sudoku und Matheaufgaben. Texte übersetzen. Aus Sprachen, die man nicht wirklich beherrscht. So kommt es, dass ich inzwischen fließend Niederländisch lesen kann, Spanisch geht auch so leidlich und seit einer Woche versuche ich mich an Dänisch. Auch die Berechnung von biquadratischen Gleichungen, Binomen, Auf- und Ableitungen von Graphen und, klar – Pi kann man auch immer mal wieder berechnen. Einer muss es ja tun. Und die Quadrat- und Primzahlen von 1 bis 1000 sind ja auch ganz nett. 
  • Um es mit den Worten des Unterhaus-Sprechers John Bercow zu sagen: You should take up YOGA. Well. Yoga und ich sind keine besonders guten Freunde. Aber die Übungen von GCN „Yoga for cyclists“ haben mich sehr begeistert und die werde ich nach und nach in meinen Sport-Alltag einbauen und mal sehen, ob es mich tatsächlich etwas ruhiger macht. 
  • Musik hören. Bei mir hilft Heavy Metal oder Punk, laute und schnelle Stücke, am besten, wenn ich sie mit Sport kombiniere. Alternativ: ruhige, traurige Stücke, die einem die Tränen in die Augen treiben. Denn manchmal kann Weinen auch sehr entspannend wirken. 
  • Analytisch nachdenken. Kann helfen – muss es aber nicht. Erst mal die Überlegung: WARUM habe ich den Dang JETZT? Und was wären mögliche Alternativen. 
- Ich brauche den Schmerz, weil ich mich innerlich so verletzt fühle, dass ich den Schmerz physisch spüren WILL. Dann kann Sport helfen.

- Ich WILL Blut sehen/Blut über meine Haut laufen sehen und spüren. Was mir dabei schon geholfen hat ist, mir mit einem roten Filzstift rote Linien auf die Stellen zu malen, an denen ich sonst geritzt hätte. Und ja, ich klebe dann Pflaster drüber oder wickle einen Verband drum. Manchmal reicht das schon aus. 

- Ich will mich BESTRAFEN. Das ist das Schwierigste und da helfen Skills mir kaum. Eigenes Versagen kann man (in meiner Welt) nicht mit Malen, Singen, Basteln oder Putzen tilgen. Höchstens aufschieben.Und damit komme ich zu den Skills von meiner Ablenken-Liste. Damit kann ich Zeit schinden, manchmal reicht das aus, um mich nicht zu verletzen. Manchmal halt nicht. 


Malen, Zeichnen, Aufräumen, Baseteln, Twittern, Puzzlen, Handarbeiten, Lesen oder Schreiben – geht, wenn man sich konzentrieren kann. Oft ist das aber auch das Problem, wenn man in der SVV-Schleife feststeckt, kreisen die Gedanken nur um das eine. Wenn man dann ein Buch findet, dass einen fesselt, hat man schon viel gewonnen.
Problematisch für mich (also das liegt an meiner kaputten Psyche), sind Skills, bei denen man sich etwas Gutes tut. Ich könnte mich bei Druck nie mit etwas Schönem ablenken. Wenn ich Druck habe, brauche ich etwas, das wehtut. Nichts, was mich fröhlich macht. Das mag bei anderen anders sein – bei mir ist das halt so. Kein Ausflug in einen Freizeitpark/Zoo/Museum lindern bei mir den Druck. Sie verstärken ihn noch eher. Weil ich den Ausflug (der ja Geld kostet) nicht so würdigen kann, wie ich es tun sollte, weil ich nicht genießen kann. 

Manche Skills sind auch deshalb allein schon kritisch zu sehen, weil sie in sich ein Verletzungsrisiko haben. Bügeln, Backen, Schnitzen, kalt oder heiß Duschen zum Beispiel. Mancher hat sich dann schon verbrannt oder Erfrierungen zugezogen. Ja, auch exzessiver Sport ist schädlich. 


Was mir zum Beispiel noch nie geholfen hat, sind okfaktorische Skills. Mir bringt es einfach nichts, an Minzöl zu schnuppern oder an Lavendel, so gerne ich beides mag. Düfte sind für mich zu sehr Teil des Alltags, als dass sie mich aus irgendwas rausholen könnten. 

Auch scharfe Geschmäcker sind nicht mein Skill. Weder Centershock Kaugummis, noch Chilischoten oder Tabasco. 

Die Sache mit dem Igelball habe ich eine Zeitlang versucht. Ich hatte früher einen „Notfallkoffer“, in den ich Hilfsmittel für die verschiedenen Skills gepackt hatte. Darin war außer einem Plüschtier auch ein Igelball, hat mir aber nicht wirklich geholfen – die Reize sind für mich bei großem Druck einfach zu schwach. 








Bei mir hat letztens alles nicht gegriffen. Achtung: Trigger!!! 









Und dann blieb mir nur eines: Schadensbegrenzung. Ich sorge normalerweise für eine saubere Umgebung, benutze nur saubere Klingen, desinfiziere hinterher die Wunden gründlich und verbinde sie sehr sorgfältig. Reicht das nicht (bei klaffenden, tiefen und sehr stark blutenden Wunden), bleibt einem nur der Gang zum niedergelassenen Chirurgen des Vertrauens. Nicht schön, in dem Moment vielleicht auch sehr peinlich, aber richtig und wichtig! Deshalb am besten auch ein Arzt des Vertrauens, der einen bestenfalls auch schon samt seiner Vorgeschichte kennt. Dann spart man sich vielleicht auch manch unnötigen Kommentar und überflüssige Fragen („Sind Sie suizidal?“) denn ich war beim Ritzen in all den Jahren nie wirklich selbstmordgefährdet. 

Und für mich mal ganz wichtig, das zu sagen und aufzuschreiben. 

Bei allem Druck, den man in dem Moment selber hat, sollte man sein Umfeld auch nicht vergessen. Bei mir kam in letzter Zeit einfach so viel zusammen, dass ich mit mir selbst überhaupt nicht klar kam. Tatsächlich habe ich mit Walters Neu-Erkrankung schwerer zu kämpfen als mit meiner eigenen. Klingt blöd, ist aber so. Und dabei musste ich ihm dann von vornherein klarmachen: wenn ich heute ritze, hat es NICHTS mit dir zu tun! Es ist mein eigener (falscher) Weg, mit meinem Leben klarzukommen. Ist blöd. Aber ich will damit nicht DICH bestrafen, weil DU krank bist, sondern MICH, weil ich in dem Moment nicht so für dich da sein kann, wie ich es sollte und gerne wollte. Ich fühle mich deshalb schlecht, dafür trage ICH MEINE Konsequenzen und das hat nichts, aber auch gar nichts mit dir zu tun. 

Denn, ich hab keine Lust auf emotionale Erpressung. Davon gab es in meinem Leben schon zu viel und es gibt nichts Niederschmetternderes als jemanden, der mit blutenden Wunden (oder in meiner Vergangenheit: mit unerklärlichen Herzrhythmusstörungen) vor einem steht und einem das Gefühl gibt: DU BIST DARAN SCHULD. Denn, ganz ehrlich: wenn ich ritze, ist es meine eigene Schuld. Dass ich in dem Moment keinen anderen Weg finde, um mich zu erden. Dass ich nicht gelernt habe, mit Stress und Druck anders umzugehen. Und dass ich dem Druck wieder mal nachgegeben habe. 

Aber es hilft ja auch nichts, jemand anderem ein schlechtes Gewissen zu machen. Reicht ja, wenn sich einer schlecht fühlt. Ich muss ja nicht den Rest der Welt mit runterziehen, nur, weil es mir nicht gut geht. 

Das ist dann auch die Frage, ob man das Umfeld überhaupt wissen lässt, dass man sich verletzt hat. Ob man mit Wunden (oder Pflastern/Verbänden) offen umgeht oder sie versteckt. Das ist sehr individuell. Walter weiß normalerweise immer, wenn ich mich verletzt habe. Meine Eltern haben es angeblich all die Jahre nie bemerkt. 

So be it.