Juhu. Jetzt haben wir es doch tatsächlich geschafft, nach drei Jahren Hoffen, Wünschen und Planen, unseren Urlaub in Dänemark zu verbringen! Dank Copenhell und Corona komplett anders als ursprünglich geplant, aber nicht minder schön. Ferienhaus in Jütland, statt Hotelzimmer in der Hauptstadt. Lange einsame Strände statt gemütlicher geselliger Abende mit Nikolai, Pedro und Co. Viele Unternehmungen entlang der Nordseeküste samt Baden im 13 Grad „warmen“ Meer statt Großstadtfeeling und vielleicht einem Konzert von einem meiner Lieblingsmusiker. Anders, aber sehr schön und erholsam.
Aber von vorn.
Im Februar 2020 erwachte, mehr oder weniger aus dem Nichts, meine Liebe zur dänischen Sprache (okay, zugegeben, es kam nicht ganz aus dem Nichts, aber das ist eine andere Geschichte). Wir begannen, eine Reise zu planen – und dann kam Corona und damit auch Lockdowns und geschlossene Grenzen. Die Reise wurde auf Eis gelegt und ich habe die Zeit genutzt, mein Dänisch zu verbessern. Ich habe unzählige Bücher gelesen, sehr viele Hörbücher und Podcasts gehört und natürlich auch eine Menge Filme auf Dänisch angeschaut und sehr viel dänische Musik gehört, außerdem schreiben Nikolai und ich uns per Messenger nur noch auf Dänisch.
Und am 10. Juni war es endlich soweit: wir fuhren los. Unseren neuen fahrbaren Untersatz Willum hatten wir bis unter das Dach vollgepackt (wieso das bei uns anders ist als bei anderen, erkläre ich später). Mit Pausen brauchten wir etwa zehn Stunden bis Bjerregård in Westjütland, direkt an der Nordseeküste. Der Ort ist eine reine Ferienhaussiedlung und etwa 95% der Anwesenden waren aus Deutschland, dazu ein paar wenige Holländer und Belgier und noch viel weniger Dänen. Was auch dazu führte, dass ich in der ganzen Woche außer einmal „Undskyld“ nicht ein Wort Dänisch gesprochen habe. Und der Radfahrer, dem ich es dann nachgerufen habe, war natürlich Deutscher 😳.
Die nächste Woche verbrachten wir mit Ausflügen zu praktisch allen Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung. So haben wir die Vikinger-Museen in Bork und in Ribe angeschaut, das Bunkermuseum Tirpitz, das Flugzeugmuseum, das Fischerei- und Seefahrtsmuseum in Esbjerg und das große Freilichtmuseum Hjerl Hede. Wir waren in Ringkøbing, Varde, Hvide Sande und noch in einigen Orten entlang der Westküste. Und natürlich waren wir immer wieder am und im Meer. Ja, richtig gelesen: im Meer. Wir sind geschwommen, geplantscht und am Strand entlang gegangen, haben Steine gesammelt und sind knackig braun geworden!
So sah der Strand aus. So weit man sehen kann Sand und Meer.
Und jetzt dazu, wieso Verreisen bei uns anders funktioniert als bei vermutlich den meisten anderen Menschen. Ich habe Probleme damit, „Fremdes“ auf meiner Haut zu spüren, selbst „fremder“ Teppich unter nackten Füßen geht nicht. Ich brauche also mein eigenes Bett. Nein, nicht Bettwäsche. Auch nicht nur Bettdecke und Kissen. Mein Bett in einer Ecke der Küche (nur da lag kein Teppich sondern PVC) sah also so aus: eine riesige Wolldecke, darauf eine Isomatte, darüber ein Schlafsack. Darauf kam dann ich und samt zwei Kissen, einem weiteren Schlafsack, einer Bettdecke und einer komplette Sporttasche voll Plüschtiere. So konnte mein eigener „Safe Space“ mit verreisen, damit habe ich alles Menschenmögliche getan, im Urlaub einen Overload oder schlimmstenfalls einen Meltdown zu vermeiden. Kompliziert? Vielleicht. Aber die Alternative wäre, zu Hause zu bleiben.