Sonntag, 21. September 2014

5. wep Strom-Lauf, Hückelhoven 21.09.2014

Braucht eine gelungene Premiere eine schlechte Generalprobe? Hoffentlich nicht. Denn beim wep-Lauf in Hückelhoven konnte ich mit allem zufrieden sein: eine sehr schöne Strecke, eine gute Ziel-Einlaufzeit – was kann ich von meiner Generalprobe über die Halbmarathon-Distanz mehr erwarten?
Dass Hückelhoven von Erkelenz aus ja praktisch nur einen Steinwurf entfernt ist, hatte mich vergangenes Jahr dazu gebracht, auf der 10-k-Strecke anzutreten. Da ich damals sehr gute Erfahrungen mit der Veranstaltung gemacht habe, hatte ich beim Vereinsvorstand um die Erlaubnis gebeten, als letzte Vorbereitung für die DM als Nordic Walker bei den Walkern und Läufern über die Halbmarathon-Distanz starten zu dürfen. Einstimmig wurde mir bei einer Vorstandssitzung die Genehmigung erteilt, hier noch einmal vielen Dank an Reinhard Hensen, der das für mich in die Hand genommen hat.

So startete ich heute zur Generalprobe für die DM in Hückelhoven. Die Startnummernausgabe verlief reibungslos und ich hatte noch Zeit mich etwas im Stadion umzusehen. Die AOK und eine örtliche Physio-Praxis bauten gerade ihren Stand auf und auch der Grill wurde schon mal vorbereitet. Leider sagten die Wetterfrösche Regen voraus und tatsächlich setzte der dann auch pünktlich zum Aufwärmen vor dem Start ein.
Der Start fand ein paar hundert Meter vom Stadion entfernt, vor dem alten Rathaus statt. Der Startschuss fiel pünktlich um 10 Uhr. Ich startete von ganz hinten um nicht mit den Läufern ins Gehege zu kommen. Leider legten einige Nordic Walker ein eher unsportliches Verhalten an den Tag: sie starteten mitten im Feld des Massenstarts.
Ich versuchte von Anfang an, etwas Tempo zu machen, aber nicht zu viel, denn 21,1 k sind lang und ich kannte die Strecke nicht. Ich versuchte meinen Pace bei etwa 7,5 Minuten/Kilometer zu halten. Nach dem ersten  Kilometer konnte ich die letzten Läufer des Halbmarathons und einige vom 10k Lauf überholen.
Ab Hilfarth führte die Strecke über den Rurradweg in Richtung Körrenzig. Vor der nächsten Rurbrücke war bei ca 3km der 1. Verpflegungsstand. Ab da walkte ich im Prinzip alleine weiter. Die anderen Walker und Nordic-Walker schlugen den Weg über die Rurbrücke ein, ich blieb für etwa 4 km am Flussufer. Die Landschaft war so schön, dass ich aufpassen musste, vor lauter Umherschauen nicht den eigentlichen Zweck der Veranstaltung aus dem Auge zu verlieren. Schließlich war ich ja zum Walken da und nicht zum Spazieren gehen und Landschaft-Bewundern. Also konzentrierte ich mich wieder mehr auf mein Tempo und bekam alles andere mehr aus dem Augenwinkel mit: Kürbisfelder, die teils stark aufgewühlte, dreckig braune Rur, Gänse im Formationsflug, Fischreiher und Bussarde auf der Suche nach einem zweiten Frühstück. Ins Auge stachen mir aber einige Kuhherden (ich vermute, dass es sich bei einer um eine Herde von Limousin-Kühen handelte).
Bevor die Strecke auf die B57 nach Körrenzig trift, bog in nach links über eine kleine Rurbrücke ab. Danach war auch der 2. Verpflegungsstand – hier hatte ich etwa die Hälfte der Strecke geschafft. Der Feldweg verwandelte sich, auch wegen des mittlerweile stärker gewordenen Regens, zunehmend in eine Schlammschlacht. Da blieb mir nur eines: Augen zu und durch. Meine Zwischenzeit bei 10k war knapp unter 1:14 Std und ich hoffte inständig, dass ich nicht zu schnell eingestiegen war und mich ein hässlicher Form-Einbruch erwartete.
Die Strecke führte mich an Körrenzig und Rurich vorbei, wobei ich die Orte nur von weitem ahnen konnte. Der Weg wurde dann auch wieder „wegsamer“ und ich konnte etwas beschleunigen. Allerdings hatte mich die Schlammschlacht einiges an Zeit gekostet.
Wirklich orientiert war ich dann erst wieder, als ich beim Baaler Bahnhof die Eisenbahnschienen unterquerte und durch das angrenzende Wohngebiet walkte. Jetzt wusste ich wo ich war und noch wichtiger: ich wusste, der Großteil der Runde war geschafft! Nur eine Frage blieb: wo waren denn die in der Streckenbeschreibung erwähnten knapp 150 Höhenmeter? Kurze Zeit später vor Doveren hatte ich sie dann gefunden. Es ging etwas kreuz und quer durch ein paar Waldstücke und Felder und immer mit etwas mehr oder weniger Steigung und Gefälle. Teilweise ging es über sehr enge Waldwege fast trail-mäßig weiter, an manchen Stellen hatte ich nicht einmal genügend Platz, um meine Stöcke rechts und links von meinen Beinen aufzusetzen und musste sie hoch nehmen. Und plötzlich fand ich mich in Hückelhoven wieder und es waren nur noch knapp ca. 2 km bis zum Ziel.
Der letzte Teil der Strecke war ebenso unspektakulär wie „harmlos“: quer durch die Innenstadt, an den Schulen vorbei, über den Parkplatz auf dem auch mein Auto stand und dann die halbe Ehrenrunde im Stadion ins Ziel – geschafft!
Leider bewahrheitete sich meine Befürchtung: ich war es anfangs zu schnell angegangen und dann doch leicht eingebrochen. Aber ich war immer noch sehr zufrieden, als die große digitale Stoppuhr im Stadion meine Endzeit von 2:43:49 Std. zeigte (auf jeden Fall war ich unter den "geplanten" oder besser gesagt, erhofften 2:45 Std. geblieben).
Allerdings hatte ich beim Zieleinlauf wohl einen echten Tunnelblick: meine Frau war nicht mit zum Wettkampf gefahren, war aber dann zu Fuß nachgekommen und hatte mich im Ziel überrascht. Sie schoss, von mir unbemerkt, ein paar sehr schöne Bilder von mir und ich habe mich riesig gefreut, sie zu sehen!
Nach dem Duschen, der Siegerehrung und einem kurzen Interview mit der Rheinischen Post machten wir unsere persönliche „Nachlese“ der Veranstaltung einer Tasse Kaffee und den von ihr mitgebrachten Leckereien. Die von „Physano“ angebotene Massage meiner Waden war mir danach auch sehr willkommen, vor allem, da ich unter der Dusche beinahe einen Krampf bekommen hätte.
Mein Fazit: Organisation perfekt. Es gab 4 Verpflegungsstellen mit Wasser, Cola, Apfelsaft und Bananen. Die Landschaft entlang der Strecke war die schönste, die ich in dieser Saison gewalkt bin.
Und jetzt das große ABER: Ich kann nicht verstehen, warum so verhältnismäßig wenige Starter da waren. Es gibt Läufe die landschaftlich viel weniger reizvoll sind, bei denen dann 600 oder mehr Athleten am Start sind, und die sind dann oft bei Weitem nicht so gut organisiert. Schade war auch, dass sehr viele nach ihrem Zieleinlauf nur noch kurz geduscht haben und dann nur noch die Verlosung von Sachpreisen durch einen Sponsor abgewartet haben. Als dann die Marathonläufer ins Ziel kamen, war außer den Vereinsmitgliedern und den Freiwilligen von Feuerwehr und THW kaum noch jemand da. Auch die AOK hatte zwischenzeitlich schon angefangen, ihren Infostand abzubauen.

Einen Vorschlag für den Vorstand des Tus-Jahn-Hilfahrt hätte ich dann noch: Vielleicht wäre es ja eine Maßnahme, mit den Veranstaltern des Rur-Eifel-Cups Kontakt aufzunehmen. Das könnte diesem wunderschönen Lauf ein Mehr an Aufmerksamkeit bringen und dadurch natürlich auch mehr Teilnehmer.

Mein Dank gilt allen Streckenposten und Helfern an den Verpflegungsstellen, der freiwilligen Feuerwehr und dem THW und vor allem dem Tus-Jahn-Hilfahrt  für die perfekte Organisation der Läufe. Nächstes Jahr bin ich sehr gerne wieder dabei, wenn ich darf, auch wieder auf der Halbmarathonstrecke. Vielleicht bin ich ja dann auch nicht mehr die Ausnahme, sondern die Strecke wird überhaupt für Nordic Walker angeboten.







So sieht man von hinten aus, nach leichten Trailabschnitten im Regen.