Ambulante Pflegedienste sind ein Segen für die meisten Betroffenen. Vielen pflegebedürftigen Menschen bleibt damit die Unterbringung in einem Heim (zumindest eine Zeitlang) erspart. Man kann in der gewohnten Umgebung bleiben, und, was für viele auch wichtig ist: man bleibt unter sich, ist nicht der Situation ausgeliefert, sich womöglich mit einer fremden Person ein Zimmer teilen zu müssen. Denn, eines ist klar: Pflege ist extrem teuer. Sowohl im Heim, als auch zu Hause.
Aber Pflegedienste sind auch ein Risiko für die Betroffenen und dabei rede ich nicht von fachlichen Fehlern in der Pflege an sich. Man öffnet seine Wohnung/sein Haus für fremde Menschen. Liefert sich ihnen auf Gedeih und Verderb aus und, vor allem, wenn man bettlägerig ist, hat man keine Kontrolle darüber, was die Person sonst noch so in den eigenen vier Wänden macht.
Es ist sicher selten, aber man liest es im Internet immer wieder, dass Mitarbeiter von Pflegediensten sich zu Diebstählen hinreißen lassen. Und manche ihrer Klienten machen es ihnen auch mehr als leicht. Da liegen Schmuckschatullen, Geldkassetten oder auch mal ein Goldbesteck leicht zugänglich in Schubladen oder Schrankfächern. Und da die Touren der Pflegedienste oft sehr stark variieren, kann hinterher nicht mehr nachvollzogen werden, wer wann wo im Einsatz war. Vor allem, wenn der Verlust von Wertgegenständen von Angehörigen erst Tage oder gar Wochen später, manchmal sogar nur durch Zufall bemerkt wird, ist das Finden des Diebes trotz sauber geführter Einsatzpläne nicht mehr möglich.
Und üblicherweise ist der Verlust auch nicht durch eine Versicherung abgedeckt, vor allem nicht, wenn es sich um größere Geldbeträge handelt. Dann ist es nämlich grob fahrlässig oder, in manchen Fällen, schlicht dumm.
Dumm ist auch, dem Pflegedienst nicht den Wohnungsschlüssel zu treuen Händen zu übergeben, damit dieser im Büro aufbewahrt und vom jeweiligen zuständigen Angestellten zum Hausbesuch mitgenommen werden kann. Richtig dumm ist es, den Wohnungsschlüssel stattdessen von außem im Türschloss stecken zu lassen und damit praktisch dem ganzen Haus Zugang zur Wohnung zu ermöglichen. Wie schnell schleicht sich jemand unbemerkt durch den Flur einer Wohnung? Und selbst, wenn er bemerkt werden sollte – in dieser Wohnung lebt eine bettlägerige Person. Was soll die einem unerwünschten Besucher entgegensetzen? Nichts!
Darüber mag man als Angehöriger gar nicht nachdenken. Im Vergleich dazu, was passieren hätte KÖNNEN, ist man dann im Nachhinein froh und dankbar, dass nur das Ersparte weg ist und keine Person zu Schaden kam.
Mein Rat auf jeden Fall an alle, die häuslicher Pflege bedürfen und deren nahe Angehörige, die in der Wohnung ein und ausgehen:
- Bringen Sie Wertgegenstände und größere Bargeldbeträge in Sicherheit. Bankschließfächer oder ein versteckter Safe sind da eine gute Lösung. Oder wenigstens abschließbare Schubladen. Bitte: nicht falsch verstehen! Ich erhebe hier keinen Generalverdacht gegen Pflegedienste. Die überwiegende Mehrheit ist sicherlich integer und vertrauenswürdig. Aber es gibt schwarze Schafe, wie in jedem Berufszweig und Gelegenheit macht nunmal Diebe. Und man muss ja keinen in Versuchung führen, indem man eine gut gefüllte Geldkassette in der Schrankwand in Gelsenkirchener Barock aufbewahrt.
- Falls Sie Ihre Wertgegenstände nicht außer Haus geben möchten, bitten Sie auf jeden Fall in regelmäßigen Abständen Angehörige nach dem Rechten zu sehen. Und bitte: bewahren Sie ihre Wertgegenstände um Himmels Willen versteckt auf und nicht direkt für jeden sichtbar und in Räumen, in denen Pflegekräfte, Ärzte, Mitarbeiter von Sanitätshäusern usw. unkontrolliert ein- und ausgehen können.
- Geben Sie dem Pflegedienst einen eigenen Schlüssel zu treuen Händen und lassen Sie auf keinen Fall einen Schlüssel in ihrer Wohnungstür stecken! Vor allem nicht, wenn Sie oder Ihr pflegebedürftiger Angehöriger das Bett nicht mehr verlassen kann. Safety first!
- Und bitten Sie die Mitarbeiter des Pflegedienstes, sich unbedingt vor Betreten der Wohnung bemerkbar zu machen, auch wenn er einen eigenen Schlüssel hat! Es kann nicht angehen, dass die zu pflegende Person aus dem Schlaf hochschreckt, weil ein Angestellter des Pflegedienstes neben ihrem Bett steht! In diesem Fall ist mE sogar der Tatbestand des Hausfriedensbruches zu prüfen, auf jeden Fall gebührt es eigentlich der Anstand, dass auch Miterbeiter des Pflegedienstes nicht einfach still und heimlich und unbemerkt fremde Wohnungen betreten.
Wenn man diese grundsätzlichen Vorsichtsmaßnahmen umsetzt, ist man zwar nicht 100 Prozent sicher, aber schon mal etwas auf der sichereren Seite. Natürlich ist die Beziehung zwischen Pfleger und zu pflegender Person eine Frage des Vertrauens. Ebenso wie der Pflegedienst seinen Angestellten vertrauen muss. Aber es gibt halt immer wieder mal schwarze Schafe. Man könnte auf die Kulanz des Pflegedienstes hoffen, dass er, um Schaden an seinem Ruf zu vermeiden, einen Teil des entstandenen Schadens ersetzt. Aber wenn man es dem Dieb durch eigene Dummheit zu leicht macht, ist damit nicht zu rechnen. Da schadet man eher seinem eigenen Ruf, wenn das publik wird. Und wenn es im Umkreis nur diesen einen Pflegedienst gibt, ist auch nicht zu erwarten, dass eine Schädigung seines Rufes einen Umsatzeinbruch zu Folge hat. Höchstens das Misstrauen gegenüber den Pflegekräften würde wohl geschürt. Für ein paar Wochen. Und dann rennt die nächste Sau durchs Dorf und es ist vergessen. Vermutlich zumindest bei den meisten.
Wie mein Tourismus-Dozent Richard Voase sagte: Bei Negativem haben die Menschen ein sehr schlechtes Gedächtnis. Vor allem, wenn sie nicht unmittelbar betroffen sind!