Weihnachtszeit - Zeit für Springerle, Kruidnoten, warmen Tee bei ussligem Wetter und, ja, wie jedes Jahr, Zeit um ein Resumee zu ziehen.
Frei nach Marcel Reich-Ranicki: Es war im Prinzip kein schlechtes Jahr. Okay, aber auch kein gutes. Es war halt ein Jahr. Noch eines, wie so viele vorher auch.
Wir hatten gute und weniger gute Tage, Walter war wieder ein paar davon in Roding stöckeschwingender Weise unterwegs, er hat sonst noch ein paar Wettkämpfe erfolgreich hinter sich gebracht, aber auch zwei ziemlich hässliche grippale Infekte zu bekämpfen gehabt.
Meine Eltern und ich haben sich wieder etwas angenähert. Nette Bekannte kamen für kurze Zeit in mein Leben, entpuppten sich als weniger nette Bekannte und verabschiedeten sich dann auch wieder.
Und es gab eine konstante Größe, der ich hier an dieser Stelle mal ein Denkmal setzen möchte: Meine Schwiegermutter.
Ich liebe ja Reinhard Mey und er hat seiner Mutter das Lied "Das Foto vor mir auf dem Tisch" gewidmet. So ähnlich geht es mir mit meiner Schwiegermutter. In den 15 Jahren, die wir uns nun kennen, ist sie mir so nahe gekommen und so wichtig und lieb und teuer geworden, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Dachte ich doch sonst immer, meine Oma sei eine starke Frau, belehrte sie mich eines Besseren. Sechs Kinder zur Welt gebracht und groß gezogen, aus allen ist was geworden, "nebenher" noch Haus gebaut und bestellt. Einen Schlaganfall und weitere Schicksalsschläge überwunden,
Für sie war es kein leichtes Jahr. Die Augen wollen nicht mehr, der Rücken quält, von der neuen Hüfte ganz zu schweigen. Dazu noch Infekte, Allergien und trübe Gedanken. Und trotzdem scheint sie eine feine Antenne zu haben, wie es mir geht. Jeden zweiten oder dritten Tag ruft sie mich an (wie sie immer sagt) zum Jammern. Dabei will sie doch einfach nur reden und immer interessiert sie sich auch wirklich dafür, wie es mir geht.
Und deshalb mal für sie die Zeilen von Reinhard Mey:
Heute fällt ihr das Sehen schwer,
Die Augen sind so gut nicht mehr
Und sie hat Mühe ohne Glas zu lesen.
Das Leben währet 80 Jahr
Sagt man, und wenn es köstlich war,
Dann ist‘s, wie ihres, Müh‘ und Last gewesen.
Die schwarzen Haare sind schlohweiß,
Und so schließt sich der Bilder Kreis,
Die sich für mich um ihr Kinderbild ranken.
Auch wenn‘s gar nichts zur Sache tut:
Ich schwör‘s, besäß‘ ich einen Hut,
Dann zög‘ ich ihn jetzt vor ihr in Gedanken.
Ich glaube, sie weiß gar nicht, wie wichtig sie inzwischen für mich geworden ist.