Ich entschloss mich im Vorfeld zur Anreise mit der Bahn. Einerseits, weil Christine immer so hibbelig wird, wenn ich so lange Strecken mit dem Auto fahre. Andererseits aber auch, da ich schon das ganze Jahr über Probleme mit meinem Piriformis Muskel habe und das lange Sitzen im Auto auch nicht sehr angenehm ist. Dazu ergatterte ich auch noch eine sehr günstige Hin- und Rückfahrt in der 1. Klasse bei der Bahn, damit war in der Hinsicht alles klar. Auch buchte ich mir wieder ein Apartment im Hotel Blümelhuber, also war alles vorbereitet.
Die Anreise verlief für mich als alten Bahnfahrer-Fuchs, problemlos. Dass die Bahn die Wagen des ICEs wild durcheinandergewürfelt an die Lok gehängt hatte und ich auf einem anderen Sitzplatz als reserviert sitzen musste - das sind ja mal echt "First-World-Problems". Auch die technische Störung am RE von Nürnberg nach Schwandorf, bei der der Zug 30 Minuten liegen blieb, konnte mich nicht aus der Ruhe bringen. So musste ich ab Schwandorf halt einen Zug später Richtung Roding fahren. Wie gesagt - ich bin ein alter Hase in Puncto Verspätung und Zug-Ausfall. So was habe ich natürlich einkalkuliert!
In Roding angekommen, ging ich erst mal mit Gepäck (Rollkoffer, Rucksack und Stocktasche) den kanppen Kilometer zum City-Fit um meine Startunterlagen für den Folgetag abholen. Da das Wetter sehr schön war, marschierte ich anschließend auch die etwas über 3km nach Roding. So konnte ich mir die Gegend genauer anschauen und bekam nach der langen Bahnfahrt frische Luft und etwas Bewegung.
Kaum war ich aus dem City-Fit raus und ein paar hundert Meter gegangen, traf ich auch schon drei MI-KAs und wir verabredeten uns schon mal für den Abend um die Staffel-EM im Nordic-Walking anzuschauen.
Im Hotel angekommen erwartete mich die erste Überraschung. Die Damen hatten mich in ein Doppelzimmer statt in das Apartment gebucht. Da beim Doppelzimmer aber zum selben Preis das Frühstück inklusive war, nahm ich es, musste allerdings noch ein kleines Stück zu Fuß gehen.
Da konnte ich mir aber schon den Aufbau der Staffel EM anschauen. Die Strecke führte komplett über Asphalt und glatte Steine - da war ich echt froh, dass ich mich dafür nicht gemeldet hatte.
Im Zimmer angekommen stellte ich fest, dass es für ein Doppelzimmer sehr klein war und die Matratzen ihre besten Zeiten auch schon sehr lange hinter sich hatten. Aber für 2 Nächte sollte es gehen. Ich packte also aus und traf beim Verlassen des Hotels die nächsten MI-KAs die auch im gleichen Hotel untergebracht waren. Sie hatten extra das Hotel gebucht um im selben Gebäude auch frühstücken zu können. Das Frühstück war von der Hotelleitung aber im Februar eingestellt worden und so mußten wir trotzdem jeden Morgen ins City-Hotel zum Frühstück. Sehr ärgerlich, wenn man die Unterkunft extra deshalb gebucht hatte.
Am Abend kam pünktlich zum eigentlichen Start der Staffel-EM das angesagte Unwetter mit Sturm und starkem Regen. Zum Glück war nur das Umland vom Hagel betroffen. Der aufblasbare Startbogen konnte gerade noch so vor dem Wegfliegen gerettet werden und der Start wurde um 30 min. verschoben. Der Regen ließ dann auch etwas nach und die 1. Staffel-EM im Nordic-Walking konnte beginnen. Erwartungsgemäß waren die polnischen Teams sehr stark, aber auch das NW Dream-Team aus Deutschland war gut dabei und errang im Endeffekt Platz 3. Ein polnisches Team wurde disqualifiziert, warum konnte mir keiner genau sagen, auch eine Oberschiedsrichterin hielt sich am nächsten Tag bedeckt (vielleicht wusste sie es aber auch wirklich nicht).
Also gingen Platz 1 und 2 an Polen und Platz 3 an Deutschland. Nachdem die letzten Starter im Ziel waren machten wir uns mit ein paar MI-KAs in eine nahe gelegene Gaststätte auf um bei einem kleinen Imbiss noch etwas zu reden. Bei der Veranstaltung gab es nur Bratwürste, Gulaschsuppe oder kalte Getränke soweit wir das sehen konnten, also alles nicht wirklich die geeigneten Speisen am Abend vor einem Wettkampf.
In der Gaststätte angekommen bestellten wir und trafen auch noch andere Bekannte und führten angeregte Gespräche. Plötzlich kamen alle Zuschauer und Sportler von draußen in diese Gaststätte. Sie waren vor dem neu aufgekommenen Unwetter geflüchtet und wollten die Siegerehrung lieber im Trockenen machen. Irgendwie hatte der Veranstalter den Wetterbericht nicht wirklich ernst genommen. Das Unwetter war die ganze Woche schon angekündigt worden. Auf dem Wettkampfgelände gab es aber kein Zelt oder eine sonstige Unterstellmöglichkeit. Schade auch die regulären Gäste des Restaurants, denn die sahen sich plötzlich unter Dutzenden Sportlern, die sich lautstark über ihre Platzierungen freuten. Eine "normale" Unterhaltung war so für keinen mehr möglich. Da der Lärmpegel auch für uns zu hoch war, fand der Abend ein etwas abruptes Ende. Wir tranken zügig aus und gingen in unsere Hotelzimmer. Nicht ohne uns für den kommenden Morgen zum Frühstück zu verabreden.
Am Samstag war nicht ausschlafen angesagt, sondern pünktlich zum Treffpunkt zu kommen um gemeinsam zu frühstücken. Das Frühstück im City-Hotel war gut und reichlich, es war für jeden Geschmack etwas dabei. Nach dem Frühstück ging es zurück ins Blümelhuber, Sachen packen und ab zum Wettkampfgelände. Einige MI-KAs nahmen mich mit und so brauchte ich den Shuttle Service nicht in Anpsruch zu nehmen.
Wir schauten uns in Ruhe alles an, führten ein Gespräch mit einer Oberschiedsrichterin (sie hatten wohl Probleme genügend freiwillige Schiedsrichter zu finden). Die Streckenführung war leicht verändert, vor allem war die Strecke länger als im letzten Jahr. Ich war im 2. Startblock eingeteilt, startete aber im 3., da ich mir das Gedränge ersparen wollte. Ich startete ja nur aus Spaß, für mich ging es nicht um Zeiten und Titel. Außerdem wusste ich, dass ich wegen meiner muskulären Probleme kein "Vollgas" geben könnte.
Alle MI-KAs die am Start waren. Vielen Dank an Karin-Maria Rudolph für das Bild. |
Um 10:15 Uhr machte ich mich langsam warm und war auch zur Streckeneinweisung für die Nordic Walker anwesend. Pünktlich um 11 Uhr war der Start für den 1. Startblock, die anderen folgten dann in Abständen von ein paar Minuten. Ich war froh, den dritten Block für meinen Start gewählt zu haben, da sich dort das Feld schneller auseinanderzog. Leider kam ich trotzdem an einigen nicht sofort vorbei, aber damit konnte ich leben. Ich konnte zu Anfang schon einige vor der 1. Steigung überholen und an der Steigung auch. Erschreckend fand ich, dass die Schiedsrichter auf der Strecke die Technik kaum bewerteten. Vor mir hatte sich ein Starter die Stöcke praktisch unter die Arme geklemmt und war ca. 20 Schritte komplett ohne Stockeinsatz unterwegs gewesen. Er bekam nicht einmal eine Ermahnung! Überhaupt ließ der Stockeinsatz vieler sehr zu wünschen übrig. Sie hätten die Stöcke genauso gut tragen können.
Als es in den Wald ging konnte ich, so viel es meine Muskeln zuließen, etwas beschleunigen. Es gab eine kleine zusätzliche Schleife im Wald mit einem größeren Gefälle. Der Walker vor mir wurde wegen ein paar Schritten ohne Bodenkontakt verwarnt. Insgesamt habe ich nur 2 Verwarnungen mitbekommen. Meiner Meinung nach viel zu wenig.
Kurz vor Ende der 1. Runde ging es wieder über den groben Schotter, bevor das kurze Asphalt-Stück zum Start und Ziel kam. Dort war auch der Wasserstand. Ich konnte immer wieder einzelne Walker überholen, Bekannte, die mich überholten, feuerte ich an, besonders in der 3. Runde. Zu Anfang der 3. Runde konnte ich den mehrfachen Senioren (M75/M80) Welt-, Europa- und Deutschen Meister überholen und feuerte ihn nochmal an. Ich finde seine Leistungen immer noch bewundernswert. Das Ziel erreichte ich nach der 3. Runde in 1:13:41h, was für meinen Trainingsrückstand und mit den Muskelproblemen vollkommen ok war. Ich wurde bei der EM 13. meiner Alterklasse und bei der DM 16.. Ich habe mich also bei der EM um 5 Plätze verbessert, womit ich nicht gerechnet hatte. Anschließend gab es noch einige Finisher-Biere, Müsli-Riegel und eine Massage. Das Durchwalken meiner Problemmuskeln war nicht angenehm aber hilfreich!
Wir MI-KAs verabredeten uns noch zum Nachmittag im Roding zum traditionellen Eis essen vor der Siegerehrung, danach gings ab unter die Dusche.
Zum Eis essen waren nicht alle MI-KAs erschienen, einige Partner liefen am Nachmittag noch bei den Spenden-Läufen. Dafür waren aber einige Bekannte Walker da und wir diskutierten vor allem über die Schiedsrichter-Leistung. Dies war eigtl. allen aufgefallen, dass es dieses Jahr äußerst großzügig oder eher gesagt: lasch gehandhabt wurde.
Mit dem Wetter hatten wir Glück, es war zwar nicht sehr warm, aber Sonne und Wolken wechselten sich ab. Und es war eine gesellige Runde beim Eisessen.
Um ca. 17 Uhr ging es dann zurück zum Festzelt zur Siegerehrung. Das Zelt füllte sich langsam, es war auch kleiner als in den Vorjahren. Zuerst wurden wieder die Spendenschecks übergeben, es waren dieses Jahr wieder sehr viele.
Danach kamen die Siegerehrungen der Läufe und anschließend der EM und DM. MI-KA-Sports war diesen Jahr nur mit 7 Startern da, die meisten gehen inzwischen auf andere Veranstaltungen oder müssen auch arbeiten. Michael Epp hat sich ja schon im vergangenen Jahr von den Meisterschaften zurück gezogen. Die Teilnehmer aus Polen und Italien waren dieses Jahr sehr stark. Die Italiener holten zum ersten mal einen Altersklassen-Titel bei den Frauen. Wolfgang Scholz holte wieder den Gesamtsieg und beide Titel mit 56:49 min., der nächste Deutsche war ein MI-KA auf Gesamtplatz 12, Toni Kreher ist echt gut geworden, dafür dass er erst knapp über ein Jahr aktiv dabei ist. Hier die Ergebnisse von MI-KA-Sports in der Übersicht:
Europa-Meisterschaft NW 10 KM
1. Platz Toni Kreher - Altersklasse M60
2. Platz Peter Kindermann - Altersklasse M50
4. Platz Peter Winkels - Altersklasse M70
13. Platz Walter Trebels - Altersklasse M50
2. Platz Georg Schneider - Altersklasse M70 - Super wäre Platz 1 in der Altersklasse M80
2. Platz Karin Maria Rudolph - Altersklasse W60
5. Platz Irmgard Peters - Altersklasse W60
Deutsche Meisterschaft NW 10 KM
1. Platz Toni Kreher - Altersklasse M60
2. Platz Peter Kindermann - Altersklasse M50
4. Platz Peter Winkels - Altersklasse M70
16. Platz Walter Trebels - Altersklasse M50
8. Platz Georg Schneider - Altersklasse M70
5. Platz Karin Maria Rudolph - Altersklasse W60
11. Platz Irmgard Peters - Altersklasse W60
Die Sieger des Abends, Wolfgang Scholz, Karin-Maria Rudolph, Petra Middendorf und Renate Möbus. |
Auch bei der Siegerehrung und beim Frühstück am Sonntag haben wir viel über die Veranstaltung geredet. Insgesamt waren die meisten, mit denen ich gesprochen habe, nicht sehr angetan. Die zum Teil nicht so tolle Organisation am Freitag (kein Zelt trotz Unwetterwarnung, keine wirkliche Pastaparty, dafür Gulaschsuppe und Bratwurst im Vorfeld eines Wettkampfes, keine Eröffnungsfeier, Kuddelmuddel um Hotelzimmer und Frühstücksraum - vielleicht alles in allem am falschen Ende gespart?) und die wenigen Schiedsrichter, die dazu noch gerne das eine oder andere Auge zudrückten sorgten bei vielen für Unmut. Ca 20% der Starter, so die einhellige Überzeugung, ging OHNE Stockeinsatz! Wie es richtig geht hat wieder einmal Wolfgang Scholz gezeigt - Technik wie aus dem Lehrbuch!
Konsequenz wird für viele wohl sein, dass sie im kommenden Jahr nicht mehr hinfahren werden. Ich wohl auch eher nicht. Wettkämpfe ohne wirklichen Schiedsrichter-Einsatz mit Walkern, die die Technik sehr großzügig einsetzen (und auch gerne mal ein paar Meter laufen) kann ich auch hier haben. Mit so einer laschen Haltung macht das in meinen Augen keinen Spaß mehr, entweder richtiges Nordic-Walking oder Walking, aber kein Zwischending.
Schade. Denn am Samstag war die Veranstaltung wieder sehr gut und professionell aufgebaut und auch die Stimmung war super, das Spätzle-Essen war gesellig und wir hatten wirklich viel Spaß. Vielen Dank an Dirk Grimm und seine Helfer. Aber das alles kann den negativen Eindruck vom Freitag nicht wettmachen. Daher kann ich in diesem Jahr leider auch nicht mehr als 6 Stöcke für diesen Wettkampf geben und die sind auch ausschließlich für den Samstag. Aber es gab einfach zu viele negative Rückmeldungen von Nordic-Walkern bei mir, die dies nie öffentlich machen würden. Schade eigentlich um diese Veranstaltung.