Sonntag, 29. April 2018

Tom Daumes Hütehunde-Vorführung auf Merode

Hunde-Attacken sind kein Phänomen der vergangenen paar Wochen und auch Hund Chico ist nicht der erste Hund, der Menschen getötet hat - und auch sicher nicht der letzte. Angriffe durch Hunde gab es schon immer, wird es auch immer geben. Aber sind es "Problemhunde"? Sind also die Hunde das Problem? Ich denke, eher nicht. Zugegeben, ich bin kein Fachmann, ich hatte nie einen eigenen Hund, mir reichen Zwergkaninchen völlig.

Aber bei der Hütehunde-Vorführung von Thomas Daume vom Schnuckenhof Daume auf Schloss Merode konnte man sehen, dass aus Hunden aus schwieriger Haltung mit Liebe, Konsequenz und durch Erziehung tolle und verlässliche Hütehunde werden können.
Tom Daume hat momentan 9 Hunde, drei davon (Black, Nell und Lad) hatte er auf Merode dabei, dazu sieben Schafe.

Alles, was ich jetzt hier beschreibe, sind meine Eindrücke von der Vorführung. Fundiertes Wissen habe ich keines, aber ich liebe Bordercollies, spätestens seit ich sie bei einer Reise nach Schottland und Süd-Wales "live und bei der Arbeit" bewundern konnte.

Es gibt ein Wort, das meinen Eindruck von der Vorführung treffend beschreibt: Faszination. Und dabei meine ich sowohl die Hunde, als auch den Auftritt von Tom Daume, der konsequent und sehr souverän mit den Tieren umgeht. Und da sage noch einer, Männer seien nicht multi-tasking-fähig. Bei der Arbeit mit Hunden und Schafen gibt es die Befehle für die Hunde in drei Sprachen: englisch, spanisch und hessisch, wobei das letztere guttural wie eine Mischung aus walisisch und skandinavisch klingt. Kein Wunder, dass Black (der "Verlasshund") drauf hört, schließlich ist er von Geburt ein Waliser. Am besten fand ich die Aufforderung "higgelech", klingt wie eine Mischung aus "hygge" und "hibbelig", passt irgendwie beides. Black wirkt nämlich auch sehr entspannt, aber ist auch extrem schnell, der "Flankenkönig", ein Hund, auf den sich Daume vollkommen verlassen kann.

"Derecha" ist eine Aufforderung für Lad, genauso wie "tumba te" - damit kann er in etwa so viel spanisch wie ich. Rechtsrum und hinlegen. Jetzt noch "Bier bestellen" und ich nehm den Hund mit in den Urlaub.

Nell versteht dagegen englisch. Am liebsten hört sie vermutlich "lay down, dear". Und eben dieses liebevolle "dear" rührte mich bei der Vorführung sehr. Denn, wie Tom Daume in seinen Kommentaren erklärt, sind die Hunde zum Teil aus sehr schwierigen Verhältnissen, teilweise sogar "freigekauft" oder aus dem Tierheim übernommen. Bei einigen steckt sehr viel Arbeit und Liebe dahinter, um sie zu dem zu machen, was sie heute sind: zuverlässige Mitarbeiter. 
Speziell Nell, die aus einem Tierheim in Schleswig kommt, habe sehr viele und vielfältige "Baustellen" mitgebracht, so dass er "oftmals den Mut und die Hoffnung fast verloren hätte". Aber die Tatsache, dass er heute mit der Hündin mit den Schafen arbeiten kann, zeigt, dass Beharrlichkeit und Liebe sich meistens (wohlgemerkt: nicht immer), auszahlen und man merkt, dass das "dear" in den Kommandos nicht nur eine englische Floskel ist, wie sie in vielen Landstrichen einfach so verwendet wird (ich kenne das aus Lincolnshire, da ist das üblich und ganz ehrlich, so lieb können mich die Verkäuferinnen in den Läden dort nicht gehabt haben, dass ich immer und überall "dear" oder "love" war).

Für ihn sind die Hunde zuverlässige Partner, Mitarbeiter, hinter jedem steckt eine Geschichte und in jedem steckt jede Menge Herzblut.
































































Stimmt ja, da war noch was: Schafe. Aber tut mir leid, ihr Wollknäuel - bei der Vorführung wart ihr echt nur kuscheliges Beiwerk.


So entspannt nimmt er inzwischen hin, wenn ihn ein fremder Hund beschnüffelt.





PS. Es ist ja nicht so, dass ich zum Thema Boder Collies gar nichts beitragen könnte:
Allerdings muss ich gestehen, dass Hugh und Hamish nicht ganz so, sagen wir mal, agil sind, wie ihre Artgenossen...