Na, was ist denn hier los? Sportlich gesehen ist es um dat Sleep echt ruhig geworden. Wie kommt das denn? Ist dat Sleepie denn faul und unsportlich geworden?
Naja, ein bisschen. Vielleicht. Oder, hmm. Oder krank. Jepp, dat Sleepie hat ein Problem mit der Schilddrüse. Da knabbert ein kleiner Japaner namens Hashimoto dran rum und hat auch schon auf der linken Seite einen großen Teil aufgefuttert. Deshalb futtert das Sleep jetzt Medikamente und hofft auf (noch mehr) Besserung.
Denn:
Dat Sleep konnte nicht schlafen aber auch nicht wach sein, war müde, gereizt, traurig, voller Selbsthass und wollte am liebsten schon morgens vom Balkon springen. Oder so: morgens fand ich mich mies. Mittags sch... also richtig übel und abends wollte ich eigentlich nur noch tot sein. Und das ging, ja, wie lange? hmm, drei Jahre lang so? Lebensqualität für mich gleich null, damit auch für Walter gleich auch nicht wirklich viel. Dazu passten mir meine Klamotten plötzlich nicht mehr, obwohl ich eigentlich nichts anders mache, als vorher (massig Sport und so). Ich hatte reichlich Wasser in den Beinen, das konnte man sehen und fühlen (vor allem auf dem Schienbein, an den Sprunggelenken und über den Knöcheln).
Wer mich kennt, der weiß, dass Besuche bei Ärzten egal welcher Fachrichtung ein Horror für mich sind. Und dann das: ich beschloss im Februar, dass der Leidensdruck groß genug sei, um meinen Hausarzt aufzusuchen. Dieser Besuch bescherte mir einiges:
Wut, Frustration und Enttäuschung - und inzwischen eine neue Hausärztin.
Langsam kann ich echt nachvollziehen, wieso so viele in meinem persönlichen Umfeld so große Probleme mit Ärzten haben. Ich hab mich ja bislang von Medizinern so gut wie möglich fern gehalten, daher kannte ich das Problem nicht.
Natürlich führte mich mein Weg zur (richtigen) Diagnose zu allererst zum meinem (inzwischen ex-) Hausarzt. Meiner Ansicht nach waren die Ödeme ja ziemlich ausgeprägt, natürlich aber abends mehr als morgens. Aber nachdem ich (trotz der Aussage der Arzthelferin "Kommen Sie in 2 Stunden vorbei") über eine Stunde im Flur der Praxis rumgestanden habe und die Ödeme deutlich sichtbar waren, sagt der Mann mir: "Da ist NICHTS!". Was veranlasst ihn zu der Aussage? Er nimmt ein Maßband zur Hand, vermisst meine Knöchel (wohlgemerkt ca einen Fingerbreit UNTER dem Ödem und knapp ÜBER dem deutlich sichtbaren Abdruck des Sockenrandes!
Alles andere, was ich zu sagen hatte, hat ihn nicht interessiert. Weder, dass ich ab der Halbmarathon-Distanz (ca 25km) und bei hohen Temperaturen übelste Anstrengungspurpura bekomme, noch die Gewichtszunahme, noch die Depressionen noch noch noch. Er verwies mich auf einen späteren Termin zum Check-up, "notfallmäßig hätte ich in der Praxis nichts zu suchen"
Dafür nahm er Blut ab. Ich bat ihn um die Werte für Vitamin D3, TSH, fT3, fT4. Bekommen habe ich: TSH. Und einen unerklärlich hohen Leberwert. Und eine Überweisung zum Gefäßchirurgen und zum ALLERGOLOGEN!!! Und ich solle unbedingt zum Frauenarzt gehen. Ja, genau, hab ich ganz vergessen. Er ist echt versessen auf Früh-Erkennungs-Untersuchungen aller Art. Er nennt es natürlich fälschlicherweise VORSORGE. FALSCH!!!
Ach ja, mangelnde Sorgfalt kann man ihm ja wirklich nicht vorwerfen. Er machte einen Test auf THROMBOSE! Also echt, hätte ich eine Thrombose gehabt, das hätte DAS HÄTTE ICH AUCH SO GEMERKT!
Also das war dann mal ein Griff ins Klo.
Also machte ich einen Termin beim Gefäßchirurgen, den ich ich Aachen auch sehr schnell bekommen habe. Der Arzt dort machte einen kompetenten und netten Eindruck, machte einen Ultraschall der Beinvenen und fand nichts. Und vergangene Woche bekam ich (nach nur 3 Monaten und dreimal Anmahnen!) seinen schriftlichen Befund, in dem steht, dass er nicht nur nichts gefunden hat, sondern auch gar keine Ödeme vorhanden gewesen seien! SUBJEKTIVES ÖDEM-EMPFINDEN!
Und das, obwohl ich auch da deutlich tastbare Ödeme auf den Schienbeinen hatte! Er hat nichts getastet, nur angeschaut und geschallt und schreibt mir dann, Stemmersche Zeichen seien negativ. Keine Ahnung, wie er das festgestellt hat. Wohl nach Augenschein. Denn geprüft hat er sie NICHT!
Jungs. Mal zumVerständnis: auch wenn jemand schlanke Beine hat, sind die vielleicht unter dem Ödem NOCH SCHLANKER!
Daher beschloss ich , selbst die Initiative zu ergreifen und bin zum Endokrinologen. Der stellte dann im März eine Hashimoto-Thyreoditis fest, eine Unterfunktion der Schilddrüse ausgelöst durch eine Auto-Immunerkrankung, bei der die Schilddrüse sich entzündet und dann nach und nach praktisch "aufgefressen" wird. Auf jeden Fall ist sie dann weg. Dafür dachte der rechte Teil meiner Schilddrüse, er müsse doppelt so viel arbeiten, also doppelt so groß werden - Struma. Klingt besser als Kropf, aber ist das selbe. Wenigstens nicht sehr groß und vor allem wächst er nicht (oder noch nicht?) in Richtung Luft- oder Speiseröhre und macht dann wirklich Probleme. Sieht im Moment auf jeden Fall so aus, als wäre ich noch rechtzeitig zu einem Arzt gegangen, der sich damit auskennt.
Für die Fachmänner und -frauen unter den geneigten Lesern: mein TSH war nach den neuen Grenzwerten fast um 100% erhöht, selbst stimuliert war er bescheiden (ließ sich kaum stimulieren), die Schilddrüse hat Knoten, dazu ist sie - wie gesagt - links sehr klein, rechts echoarm-inhomogen vergrößert. Und was sagt mein (ex-) Hausarzt dazu: naja, latente Unterfunktion. LATENT??? Vielleicht sollte ich ihm den Befund mal erklären bevor er versucht, ihn mir zu erklären? Latent heißt ja: ist da, aber nicht wirklich zu spüren. NICHT ZU SPÜREN? Dazu ein eklatanter Vitamin D3 Mangel? LATENT??? Ich könnte mich ja schon wieder aufregen.
17 Kilo mehr auf den Rippen. Ständig müde. Ständig traurig. Antriebslos. Stimmt. Das war alles gar nicht wirklich zu spüren. Ich kannte mich ja selbst nicht mehr. Konnte aus dem Stegreif in Tränen ausbrechen, nichts machte mir mehr Spaß, nicht mal mehr das Laufen. Hätte er mir mal zugehört oder einen Blick in meine Akte geworden. Nein, hat er nicht. Er hat mich als jemanden hingestellt, der seinen kostbaren Platz im Wartezimmer belegt, als jemanden, der kein anderes Hobby als Arztbesuche hat. Dafür hat er mich aber angepflaumt, weil ich nicht regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen (Frauenarzt, Check-up usw) gehe. VORSORGE GIBT ES NICHT! Vor allem nicht bei Krebs. Nur FRÜHERKENNUNG! Sollte er doch wissen, oder? Genauso wie er wissen sollte, dass ich mit meiner Vergangenheit und meiner Vorbelastung manche Untersuchungen nicht oder nur im äußersten Notfall machen lasse? Steht doch alles in der Akte!
Hätte er mich mal einfach ernstgenommen, dann... ach. Tempi passati. An einem Dienstag nahm ich die ersten 50 Microgramm Thyroxin und am Samstag drauf musste ich das erste Mal seit langem so sehr lachen, dass mir die Lachtränen übers Gesicht liefen. Dann steigerte ich auf 100 Microgramm und inzwischen habe ich auch wieder angefangen zu laufen, wir waren schon ein paarmal 10 Kilometer und mehr wandern. Ich bin viel fitter (nur noch Mittagsschlaf und keine drei bis vier Nickerchen über Tag mehr!), wacher, konzentrierter, motivierter und so unfassbar kreativ! Hoffentlich bleibt es so. Denn so, wie ich jetzt bin, kenne ich mich wieder. Und andere kennen mich so auch!
Und ich bin schon dreimal gelaufen! Nach über 6 Monaten Pause! Zweimal 8km und einmal 16km! Es läuft.
Als nächsten Akt in diesem Drama habe ich mir also einen neuen Hausarzt gesucht, gefunden, schnell einen Termin bekommtn (man vergleiche: bei meinem alten Hausarzt Wartezeit auf einen Check-Up 3 Monate, bei meiner neuen Praxis 3 WOCHEN). Die Ärztin hat bei der ersten Untersuchung den Sockenrand gesehen, die Verfärbungen an meinen Waden bemerkt und mich dann zum Check-Up gebeten.
Rausgekommen ist beim Check auch nichts, aber ich hatte die Gewissheit, dass alles Menschenmögliche untersucht worden ist. Herz, Nieren, Leber (ja, auch die ist in Ordnung!), Galle, Durchblutung (dieses Mal komplett, denn tatsächlich, dazu gehören auch die ARTERIEN!!!)
Jetzt warte ich drauf, dass mich mein ehemaliger Hausarzt anruft und meinen Befund vom Endokrinologen mit mir durchsprechen will. Aber echt - ich hab keine Zeit, den ihm zu erklären.